Overview

Das Kloster lag wie ein Schatten am Rande der Welt. Hoch oben auf dem tibetischen Plateau - wo die Wolken zum Greifen nah schienen - trug der Wind den Duft von altem Pergament und Schnee herüber. Reisende kamen selten so weit, und diejenigen, die es taten, suchten oft etwas, das sie nicht benennen konnten: Frieden, Erleuchtung oder vielleicht Macht. Der alte Mönch, der das Tor öffnete, sagte nichts. Er bedeutete mir nur, ihm zu folgen. Sein Gewand streifte den Steinboden, als er mich durch Korridore führte, die mit rissigen Wandgemälden von Königen, Kriegern und Weisen gesäumt waren - jeder mit einem seltsamen Symbol auf der Stirn: einem viergeteilten Kreis. In der innersten Kammer, unter einem verblassenden Wandgemälde mit tausend Augen, blieb er neben einer Truhe aus schwarzem Zedernholz stehen. Ihre Scharniere ächzten, als er den Deckel anhob und ein Bündel Schriftrollen zum Vorschein brachte, die mit einem Goldfaden zusammengebunden waren. ""Die vier Gesichter der Macht"", flüsterte er, und seine Stimme zitterte zwischen Ehrfurcht und Warnung. ""Es hat Imperien, Kriege und das Schweigen von Jahrhunderten überdauert. Lies es nur, wenn du bereit bist, Macht so zu sehen, wie sie wirklich ist - nicht so, wie Menschen sie vortäuschen."" Die Schriftrollen waren in einer antiken Mischung aus Griechisch, Sanskrit und Chinesisch verfasst - Sprachen, die sich eigentlich nie hätten begegnen sollen, es aber dennoch taten. Übersetzer hatten im Laufe der Geschichte Randnotizen in Latein, Persisch und sogar Frühenglisch hinterlassen. Jeder Leser schien seine eigene Interpretationsebene hinzugefügt zu haben, als ob die Macht selbst von jeder Epoche, die sie durchlief, neu geschrieben werden wollte.

Full Product Details

9798272390998

Table of Contents

Reviews

Author Information

Tab Content 6

Countries Available